Sonntag, 18. August 2013

.: It's getting personal..

Weil ich immer wieder gefragt werde "Warum willst du denn an die Uni nach Jena? Du magst Jena ja nicht mal! Und überhaupt wird das finanziell und zeitlich dein ganzes Leben auf den Kopf stellen! Und du hast doch (bald) schon nen Hochschulabschluss!!"

True that. Die Stadt selbst ist mir gleich, und würde die Universität in jeder anderen Stadt dieser Welt stehen, wäre mir das durchaus Recht. Zudem werde ich jeden Tag drei bis vier Stunden nur mit Pendeln in Zügen, Straßenbahnen und auf Gehwegen verbringen. Ich werde fluchen, weil mir diese Zeit für Hausaufgaben/Hausarbeiten/Freizeit fehlt und weil meine Füße bluten werden. Verarmen werde ich zudem und mein halbes Leben mit Schuldenrückzahlungen verbringen. Und ja, ich habe bereits drei Jahre studiert und bin mit meinem (baldigen) Abschluss überhaupt nicht unzufrieden. Ich könnte damit arbeiten und Geld verdienen und dann wiederkommen, wenn ein finanzielles Polster fürs Studium geschaffen ist.

Natürlich stimmt das alles und ich würde lügen, würde ich es bestreiten.

Und doch hat diese Universität etwas magisches. Mein halbes Leben (immerhin schon bald 12 Jahre xD) wollte ich studieren. Meine Schwester hat es vorgemacht und lebt nun in den USA. Dort verdient sie, was sie zum Leben braucht (und noch ne ganze Ecke mehr xD). Sie hat ihr Studium erfolgreich abgeschlossen.
Ich wollte schon immer studieren, weil es etwas so faszinierendes hat. Nun habe ich an der Fachhochschule Erfurt studiert und fühle mich dort so heimisch! Und doch ist es einfach ein ganz anderes Gefühl. Die FHE ist (verglichen mit der FSU Jena) klein, modern und familiär. Dies sind für viele Studis große Vorteile. Nie würdest du an einer Hochschule mit über 20.000 Studierenden einfach mal so einen Prof anschreiben, der innerhalb eines Tages antwortet. An der FHE kannst du dich eigentlich auch nicht verlaufen. Zudem hast du immer kompetente Ansprechpartner, die sich untereinander kennen. In großen Institutionen weiß für gewöhnlich die eine Hand nicht, was die andere tut. Eine moderne Hochschule ist zudem nicht so erdrückend, hat neue Ideen und ist nicht so fest gefahren, wie dies bei traditionellen Hochschulen der Fall ist.
Und doch ist mir die FHE einfach zu klein, zu modern, zu familiär? Gut, letzteres vielleicht doch nur bedingt. Aber mein Bild von Hochschulen waren immer gleich: Traditionell. Groß. Alte Mauern. Ältere Professoren. Riesige Hörsäle voller junger, ambitionierter Menschen. (An der FHE hast du eher Seminarräume mit 30 Hanseln, die den Kram nicht ernst nehmen.. und es einfach nicht schätzen, dass sie studieren dürfen! Die kaum die Rechtschreibung beherrschen =w=')
Und noch etwas hat eine Universität für mich: Theorie. Ich gebe zu, ja ich studiere Informatik. Und dass da die Programmierung einfach dazu gehört, ist mir auch klar. Aber auch das Thema meiner Bachelorarbeit zeigt schon: ich stehe auf Theorie. Und wie lang ich allein an der FHE nach einem theoretischen Thema für meine BA suchen musste, hat mich bestätigt.

Lehramt war für mich eine Entscheidung, die relativ wenig mit diesem "Yeah, alte Mauern..!"-Kram zu tun hatte. Ich hatte früher geplant, in die Forschung zu gehen oder Hochschulprof zu werden. Also ganz auf Theorie getrimmt. Meinen Master wollte ich daher eh an einer Universität machen, um den Theorieteil aufzuholen, der mir an der FH doch gefehlt hat. Aber ich merke immer mehr, dass man nicht einfach so Prof wird. Dazu gehört ein Master, eine Promotion, möglichst eine Habilitation und ganz viel Glück, dass gerade Stellen frei sind. Darauf also zu hoffen und zu bauen ist mehr als optimistisch. In der Forschung kann man natürlich auch mit einem Bachelor-Abschluss arbeiten (praktisch gesehen braucht man dafür überhaupt keinen gesonderten Abschluss). Und doch sollte man am besten so früh wie möglich wissen, was man denn Forschen möchte. Ich kann ja schlecht sagen "Theoretische Informatik interessiert mich. Ich möchte bitte forschen. Egal was!"... Ich bräuchte ein Thema, eine Richtung! Und das habe ich nicht. Ich würde das Forschen am liebsten bestreiten, indem ich mich mein Leben lang weiterbilde. Und das wird einfach nicht funktionieren.
Nun fiel mir aber mein Physik FOS-Lehrer (übrigens doppelter Dr. :'D) ein. Als kleine Vorgeschichte: Ich habe Physik mein ganzes Leben gehasst. Die Experimente waren für mich unlösbar und, obwohl ich Mathe mochte, war Physik für mich stets unlogisch (wobei es doch eine der logischsten Naturwissenschaften ist xD). In der FOS aber musste ich dann durch 8h Physik pro Woche. Am Anfang dachte ich nur "Oh weh, das schaffe ich nie!", aber mit dem (tatsächlich =P) besten Physiklehrer der Welt hat plötzlich alles Sinn gemacht. (Anmerkung: Ich weiß. Etwas kann nur Sinn ergeben, keinen Sinn machen. Screw gravity!) Er hat mir Physik so klar gemacht, dass ich freiwillig mehr gelernt habe als ich hätte müssen (screw Grammatik! xD) und schon bald: 1en in Physik. Durch die Bank weg! :'D Inklusive FOS-Abschlussprüfung. Und bitte nicht vergessen: Das war -bis auf wenige Abzüge, dafür in doppeltem Tempo- Abitur-Stoff! Ein Lehrer, der mich von 0 auf 100 in Physik bringt, dem gebührt Dank und Ehre. Und trotzdem war er immer so locker und entspannt und hat Späßchen gemacht. Er ist, was den Lehrberuf angeht, mein absolutes Vorbild und der Grund, warum es im Zweitfach tatsächlich Physik geworden ist =) Ich möchte einfach noch viel mehr über dieses Fach lernen. Meine zweite Wahl fürs Zweitfach (xD) wäre übrigens Mathe gewesen, aber die Mathematik nehm ich in der Physik und der Informatik ja eh schon mit 8'D Mein Drittwunsch läge aber in einer ganz anderen Richtung: Germanistik oder Anglistik. Leider wird mein Bachelorabschluss jedoch nicht so herausragend gut sein und diese beiden Fächer haben einen schönen Numerus Clausus. ^^' Zudem: Pfff~! Naturwissenschaften fetzen eh viel mehr >D Und Freizeit-Grammar-Beauftragter bleib ich ja auch so :'DDD

Und so dachte ich mir: Okay, du willst einen theoretischen Beruf ausüben (Lehrer!), du willst dein Leben lang lernen (Lehrer!), du wolltest eh Hochschulprof werden (kommt, Lehrer is schon nah dran xD), Informatik bleibt dein Steckenpferd (Lehrer für Informatik!) und Physik hat dir eh gut gefallen und hilft dir, dich weiterzuentwickeln (Lehrer für Physik und Informatik! Booyah!!)

Und nun gibt es noch einen Moment, der mich bestätigt hat. Der -wenn ich daran zurückdenke- diesen ganzen Aufwand, den ich mir gerade bzgl. Zweitstudium und co. mache, wert ist. Der 01.06.2013 - Hochschulinformationstag an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im vierten (oder dritten x'D?) Stock des Hauses ist eine Tür. Ich betrete den Hörsaal 1 des Universitätsgebäudes am Max-Wien-Platz. Und mein Herz bleibt stehen.

Für viele ist das einfach nur ein Hörsaal, wenngleich ein hübscher. Und vielleicht können Bilder dieses Gefühl einfach nicht ausdrücken. Und meinetwegen übertreibe ich ja auch. Aber DAS ist ein Hörsaal! DAS ist eine Universität! Das ist für mich Studieren!! *_* Mir bedeutet es einfach viel, das richtige Ambiente zum Studieren zu haben. Das hier ist am Ambiente! Die alten Bänke mit den Hochklapptischen, die kein Mensch versteht (und ich bin Hochklapptisch erprobt! Die in der FH sind eher selbsterklärend xD), der winzig kleine Prof ganz unten umringt von hunderten Studis mit Ferngläsern (x'DD), die Akkustik! Diese Treppen!
Ungelogen: Ich saß dadrin (offene Vorlesung Experimentalphysik *_*) und hab den Mund nicht mehr zu bekommen. In mir schrie alles: ICH WILL HEUTE NOCH ANFANGEEEEN!! Q///Q~ *hust* v_v'


Das ist zum Beispiel ein normalgroßer FH Hörsaal. Die äääh.. abgespeckte Variante (wobei der natürlich auch noch etwas größer ist, aber es ist hoffentlich klar, was ich meine xD?)~

Hier unser größter Raum an der FH: Das Audimax!
(Dass das in Jena etwas größer aussieht, muss ich wohl auch nicht erwähnen :'D *derp*)


Natürlich ist auch beim Lehramtsstudium an der Uni Jena nicht alles super und es gibt durchaus Eckpunkte, die mich zweifeln lassen, obs der richtige Studiengang für mich ist. Es sind immerhin nochmal fünf Jahre (+ Referendariat), Physik war wie gesagt früher absolut nicht mein Ding und besonders vor der Experimentalphysik graut mir alles >_<' (back to Praxis D:) ...auch hab ich Sorge, dass ich bei den Grundlagen der Informatik doch einfach schon zu viel vergessen habe *seufz* Und ob mich die Programmierung umbringen wird :'DD (ich konnte das mal so gut! Wie konnt ich nur alles vergessen *seufzel*) Und Lehramt, wie ists eigentlich mit dem Lehramt? Kann ich überhaupt mit Kindern? Verstehe ich was von Lernpsychologie? Q_Q' Zudem muss ich noch ein Vorpraktikum machen und dann ebenfalls ein Praxissemester in einer Schule. Und ja, davor habe ich Bammel. Und ja, ich möchte später (anscheinend xD) Kinder unterrichten. Und das macht mir Sorge.
(Zudem natürlich die alten Sorgenkinder: Geld, Zeit, Motivation. Ham wa allet nit, brauch mar aber allet. :'D)

Aber alles in mir schreit "Tu es!" wenn ich diese Hörsäle, diese Studienpläne und diese Profs sehe. Und was hab ich zu verlieren? Wenn nicht klappt, klappts halt nicht. Ich möcht es wenigstens probiert haben.





Und ja, diese Zeit hätt ich jetzt auch in meine Bachelor-Arbeit investieren können :'D hab ich aber nicht.. screw everything!!
(manchmal muss man sich mit so etwas eben selbst motivieren)

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